Pädagogische Haltung

mehr lesen

Leitmotive

„Gib dem Kind ausreichend Freiraum, sich zu offenbaren, setze ihm dann Grenzen, wenn es überfordert ist oder sich verletzen könnte und hilf ihm, es selbst zu tun“.

Diese Leitmotive bestimmen mein konkretes Handeln dem Kind gegenüber. Da wo das Kind mit seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht weiterkommt bin ich Begleiterin. Ich gebe dem Kind die Hilfestellung, die es in der jeweiligen Situation benötigt, ziehe mich jedoch schrittweise wieder zurück, wenn das Kind die Situation eigenständig für sich managen kann.

 

Kinder brauchen Freiräume für Selbsterfahrungen

Wenn das Kind etwas schaffen kann, erlebt es sich selbst positiv, freut sich über seinen Erfolg und macht die Erfahrung, dass es etwas bewirken kann.
Das Spiel ist für jedes Kind lebensnotwendig, weil es sich über das Spiel mit der Umwelt auseinandersetzt und sich sozusagen mit ihr in Verbindung bringt. Mit allen Sinnen möchte es die Welt entdecken und Teil seiner Umgebung sein. Es ist immer im Hier und Jetzt und dieses Hier ist aus Sicht des Kindes immer der wichtigste Ort, sowie das Jetzt auch immer der wichtigste Moment ist.
Es möchte sich selbst bewegen und nicht bewegt werden. Damit es ein Gefühl für seinen eigenen Körper bekommt, muß es die Möglichkeit haben, Bewegungsabläufe selbst auszuführen. Dafür braucht es einen sicheren Rahmen und entsprechende Angebote, die es auf der einen Seite nicht überfordern aber auch nicht unterfordern. Das Ziel ist immer die Unterstützung der Eigenständigkeit.

 

Kinder haben das Recht auf freies Spiel und auf passende Bildungsangebote

Die freie Wahl und das Recht auf Selbstbestimmung und darauf, ein eigenes Spiel zu entwickeln, hat meiner Erfahrung nach einen höheren Stellenwert, als mein Bedürfnis, dem Kind pädagogische Bildungsangebote machen zu wollen. Denn nicht immer passt ein pädagogischer Anspruch zur aktuellen Situation des Kindes.

Deshalb mache ich dem Kind dann Bildungsangebote, wenn es für seine Entwicklung relevant wird.

Das braucht ein hohes Maß an Flexibilität, Beobachtungsgabe, Anteilnahme und Hingabe und nicht zuletzt methodisch und didaktisches Geschick. Dafür ist es notwendig, dass die Elemente im Tagesablauf nicht zu starr und festgelegt sind, sondern dass innerhalb einer wiederkehrenden Struktur genügend Zeit zur freien Gestaltung bleibt. Nur dann habe ich die Möglichkeit, individuell auf jedes einzelne Kind einzugehen aber auch die Gruppendynamik zu berücksichtigen.

Durch meine langjährige Erfahrung mit unter dreijährigen Kindern bringe ich diese Eigenschaften mit. Jedes Kind ist allerdings eine neue Herausforderung und bringt besondere Stärken und Eigenschaften mit. Jede neue Gruppe entwickelt ebenso ihre eigenen Besonderheiten.
Kein Kind ist wie das andere. Keine Mutter ist wie die andere und kein Vater ist wie der andere. Jede Familie ist besonders und ist gesellschaftlich eingebunden. So entsteht auch für das Kind eine soziale Umgebung mit bestimmten Anforderungen.

Entsprechend unterschiedlich werden beim Kind bestimmte Fähigkeiten bewußt oder unbewußt mehr oder weniger gefordert und gefördert. So ist der Entwicklungsstand zu Beginn der Betreuung und im weiteren Verlauf natürlich auch unter gleichaltrigen Kindern sehr unterschiedlich. Daraus ergeben sich unterschiedliche Bedürfnisse, die innerhalb des Betreuungsrahmens deutlich werden.

 

Kinder brauchen aufmerksame und teilnehmende Beobachtung

Meine Aufgabe ist es, den Entwicklungsstand Ihres Kindes innerhalb des Betreuungsrahmens einzuschätzen, damit ich das zum Kind passende Handlungskonzept entwickeln kann. Was für das eine Kind gut ist, ist für ein anderes Kind vielleicht kontraproduktiv.
Und weil sich das Kind in einem neuen Umfeld nicht immer so verhält, wie in seiner häuslichen, ihm vertrauten Umgebung, reichen die Informationen, die Sie mir als Eltern über ihr Kind geben, bei weitem nicht aus.

Es ist daher sehr wichtig, dass ich Ihr Kind in seinem Tun beobachten darf, in den Kontakt mit ihm gehen und über das Spiel einen persönlichen Zugang zu ihm bekommen darf. Das braucht natürlich Zeit, denn wir müssen berücksichtigen, dass alles, was das Kind an neuen Reizen wahrnimmt, zunächst von ihm verarbeitet werden muss. Jedes Kind hat diesbezgl. sein eigenes Tempo und seine eigenen Schwerpunkte.

Über erste Informationen von Ihnen, über die ersten Kontakte und über meine eigenen Beobachtungen lerne ich das Kind allmählich kennen und kann danach mit dem Kind gemeinsam erste Rituale, Bindungsmomente und Spielsequenzen entwickeln und diese weiter ausgestalten.

Folgende Fragen versuche ich dabei, zu beantworten:

  1. Fühlt sich das Kind wohl? Wie ist der Gesichtsausdruck und wie die Körpersprache? Was braucht es in seiner aktuellen Situation?
  2. Was interessiert das Kind? Womit beschäftigt sich das Kind und wie?
  3. Wie teilt sich das Kind mit?
  4. Nimmt es Kontakt zu anderen Kindern auf? Nimmt es an Spielgemeinschaften teil?

 

Kinder brauchen Bindung

Jedes Kind erlebt in seiner familiären Umgebung unterschiedliche Bindungsmodelle und dementsprechend verfügt jedes Kind über Bindungsverhaltensstrategien.

Je nach Bindungsbedürfnis gestalte ich diese Bindung gemeinsam mit dem Kind und überprüfe regelmäßig, ob mein Blick objektiv und kindgerecht ist.

In diesem Zusammenhang ist mir besonders wichtig, zu erwähnen, dass das Bedürfnis nach Bindung immer vom Kind ausgeht und entsprechend von mir beachtet wird. Die Signale des Kindes müssen interpretiert und innerhalb der Situation beantwortet werden.

Die Bindung zum Kind ist in der Betreuung natürlich eine Bindung auf Zeit und kann nie die gleiche Qualität oder Intensität erreichen, wie die Bindung zur Mama oder zum Papa. Das muss sie auch nicht. Denn das Kind versteht mit der Zeit, dass es sich um eine andere Bindung handelt, als die zur Mama und Papa.

 

Kinder brauchen Verlässlichkeit

Der Entwicklung des unter dreijährigen Kindes hilft es sehr, wenn der Tag mit gemeinsam erlebten Ritualen eine verlässliche und überschaubare Struktur hat.

Wiederkehrende Zusammenhänge und die Schaffung von Brücken von einer Situation in die nächste, geben dem Kind Orientierung und Sicherheit. Allmählich kann es lernen, dass alles am Tag seine Zeit hat. Der Tagesablauf wird so weit wie es möglich ist, auf die jeweilige Gruppe und auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder abgestimmt. Im weiteren Betreuungsverlauf können sich die Elemente im Tagesablauf also verändern, wobei die Grundstruktur immer erhalten bleibt.

 

Kinder brauchen andere Kinder

Das tägliche Zusammentreffen mit anderen Kindern gibt jedem Kind die Möglichkeit, miteinander und voneinander zu lernen.

Vor allem fördert die kleine Gemeinschaft das Gefühl, eingebunden zu sein. Kinder untereinander begegnen sich mit großer Neugierde, sie teilen ihre Erfahrungen miteinander, schauen genau nach, ob ein anderes Kind auch Augen, Mund und Nase hat, stecken sich gegenseitig mit ihrer Begeisterung an und lernen eigene Grenzen und die des anderen kennen. Sie lernen durch Nachahmung, experimentieren mit ihren Strategien und setzen sie gezielt ein. Sie lernen, sich mitzuteilen, nonverbal und verbal. Gerade im Bereich der Kommunikation profitiert jedes Kind enorm von der Gemeinschaft. Auch die Förderung der Resilienz ist innerhalb einer kleinen Gruppe sehr gut möglich. Es gibt immer wieder kleine Konflikte, für die geeignete Lösungsstrategien gefunden werden müssen. Jedes Kind ist so auf natürliche Weise gefordert.

Ich begleite die Kinder in diesen Prozessen und mache Ihnen bei Bedarf Vorschläge, die sie im Miteinander probieren und sich aneignen können. Dazu wende ich je nach Entwicklungsstand der Kinder unterschiedliche Methoden und Materialien an.

Mir ist wichtig, dass die Bedürfnisse des einzelnen Kindes geachtet werden, der Gesamtrahmen und die Gesamtsituation jedoch nicht gesprengt wird.

 

Kinder brauchen starke Schultern

Das Kind macht während seiner ersten Lebensjahre zahlreiche Schübe durch und muss viele neue Informationen über sich selbst und über andere verarbeiten, Reize aus seiner Umwelt bewältigen, sowie das neu Erlernte in sein Handeln integrieren.

Während dieser Schübe sind Kinder zeitweise besonders gefordert. Sie haben während des Zahnens und auch beim Wachsen Schmerzen zu verkraften, sind auch mal krank, lernen das Träumen und das Wieder Einschlafen und werden häufig von Gefühlen, die sie noch nicht hinreichend bewältigen können, übermannt.
Die gewohnte Routine gerät dann gerne mal aus den Fugen. Was gestern noch problemlos geklappt hat, funktioniert – scheinbar wie aus heiterem Himmel – nicht mehr.

Erfahrungsgemäß braucht das Kind während dieser sensiblen Zeit eher weniger neue Impulse, sondern einfach eine sanfte, einfühlsame und starke Bezugsperson, bei der es sich anlehnen kann und sich einfach mal ausruhen darf. Es freut sich dann über die Menschen, denen es vertraut und von denen es in den Arm genommen wird. Wichtig in diesem Zusammenhang finde ich, dass man dem Kind nicht das Gefühl gibt, dass es nicht zu weinen und zu brüllen braucht, sondern dass man ihm das Gefühl gibt, dass es seine Gefühle ausdrücken darf. Denn aus Sicht des Kindes ist es nun mal nötig, zu weinen, zu brüllen oder einen Wutanfall zu haben. Wichtiger ist es doch, dass das Kind die Bandbreite der Gefühlswelt auch leben darf, damit es die Möglichkeit hat, zu erleben, wie entlastend es ist, wenn die Intensität eines Schmerzes oder eines Gefühls langsam wieder nachlässt. Auch hier lebt und lernt das Kind von der Wiederholung. Es ist wichtig, dass es dann Menschen um sich hat, die stark genug sind, diese Krisensituation mit dem Kind gemeinsam zu durchleben.

Wenn wir Verständnis für das Gefühlsleben des Kindes zeigen, vermitteln wir damit auch, dass Gefühle zum Leben dazugehören und dass man lernen muss, sie zu bewältigen.
Aber viele Selbsterfahrungen, dass Schmerzen und starke Gefühle wieder vergehen können, helfen dem Kind, sich Schritt für Schritt zu regulieren und für sich Strategien zu entwickeln.

 

Kinder brauchen konkrete Unterstützung und Hilfestellung

Gefühle sollten gefühlt werden, damit das Kind sie kennenlernt und entsprechend bewältigen kann. Ich unterstütze das Kind dabei und lasse es mit starken Gefühlen und Frustmomenten nicht allein.

Wir Erwachsene können unsere Bedürfnisse zeitweise zurückstellen und haben Strategien zur Verfügung, Unwohlsein zu kompensieren. Das kleine Kind hat diese Strategien noch nicht in vollem Umfang zur Verfügung, sondern muss diese erst lernen. Auch ist es noch nicht in der Lage, für sich Pausen zu organisieren. Hier braucht jedes Kind mehr oder weniger Unterstützung.

In Kooperation mit Ihnen als Eltern, begleite ich Ihr Kind gerne so individuell und umfassend wie mir das im Rahmen meiner Betreuung möglich ist.